Die hauchdünne Spule (links im Bild auf einer
Wickelmaschine) ist Teil des Schreibers und kann
bei zu hohen Überspielpegeln zerstört werden
D ennoch ist uns n icht bekannt, dass in
die Entw icklung neu er P ressm aschinen
in v estiert w o rd e n w äre. U n d obw ohl
die P ressu n g d er S challplatten äu ß erst
energieintensiv ist, w erden die Pressfor-
m en in den M aschinen in einem altm o-
dischen V erfahren d u rch W asserdam pf
erhitzt. Bereits 1979/1980 stellten die bei-
den H ersteller von Pressm aschinen, T on
T echnik T aurus u n d Toolex A lpha, ihre
P ro d u k tio n ein. S eitd em b ed ien t m a n
sich aus dem F undus von dam als, gehen
Teile kaputt, w erden oft genug unbenutzte
M aschinen kannibalisiert. A llerdings hat
die steigende N achfrage nach V inyl m it
en tsp re ch e n d en G ew in n sp an n en dazu
geführt, dass es sich w ieder m eh r lohnt,
bestim m te Teile von Schlossern nachfer-
tigen zu lassen: „Pressm aschinen in ein-
w andfreiem Z ustand zu halten, scheint
kein P ro b lem zu sein “, glaubt deshalb
H erm an n H offm ann von A udio In t’l.
Q ualitätskontro lle im
Presswerk
D a die M a sch in e n ü b erall
alt sind, ergeben sich Q uali-
tätsunterschiede zw ischen den Pressw er-
ken eher durch den G rad der Kontrolle.
D ie F irm a O ptim al im O sten D eu tsch -
lands bietet in der H insicht viel, wie Dr.
Peter Runge von der Leitung Produktion
betont: „Jede M astersch n itt-F o lie w ird
beim Eingang kontrolliert: Es könnte sich
ja zum Beispiel D reck oder Sand in die
Rillen eingelagert haben. A uch die ,M ut-
te r‘, die nach zwei N egativ-K opien en t-
steht, w ird k o n tro lliert, kleinere Fehler
kann der so genannte ,M utterstecher‘ aus
d er Rille entfernen. Z u d em p rü fen w ir
bei den K opierprozessen regelm äßig die
Z u sam m en setzu n g des Elektrolyts, das
bei V erunreinigung gereinigt oder
ausgetauscht w ird.“ Als Pressmasse
w ürde m an neues PV C -G ranulat,
so genanntes „V irgin V inyl“ v er-
w enden. D er andere W eg, PVC aus
alten, eingeschmolzenen Schallplat-
ten zu gewinnen, könne zwar funk-
tionieren, es bestehe dan n aber ein
Risiko, dass sich Schm utz einlagere.
Z udem achte m an darauf, dass sich
jede P latte n ach d er P ressung in
einem relativ w arm en R aum für
acht bis zw ölf S tu n d en abkühlt,
dam it sie sich n icht verzieht, was
sich dan n zum Beispiel als H öhenschlag
bem erkbar m achen könne. Sonderoptio-
nen wie die Sichtkontrolle jeder einzelnen
gepressten Platte kostet Zeit u n d dam it
G eld, do ch R alf K oschnicke v o m K las-
sik-Label Acousence zahlt gerne Preisauf-
schläge, ersparen sie doch letztlich eine
M enge Ärger.
Die von uns befragten Plattenvertriebe
verm itteln jedenfalls nicht das Bild, dass
die Q ualität bei Vinylschallplatten schlech-
ter geworden sei, weder Kai Seem ann (Spe-
akers C orner), der bei Pallas pressen lässt,
n o ch Jan Sieveking, d er Im p o rtp latten
aus d en U SA vertreibt, u n d auch nicht
ein H ändler wie Janis O bboda (C onnais-
seur), d er nach eigenen A ngaben m it
R etouren um die ein Prozent heute w eni-
ger verzeichnet als zu Beginn der 1980er
Jahre: Im D urch sch n itt sei die Q ualität
heute „fabelhaft“. D ennoch erlebt nicht nur
er vereinzelte B eschw erdekunden, die bei
einer Industriepressung aus A m erika für
14 Euro einen audiophilen Standard erwar-
teten, sich über einen W ischer beschweren
(der keine A usw irkungen auf den Klang
hat) oder üb er ein leichtes K nistern auf
einem einzigen Track. D och die H erstel-
lung von Vinyl war schon im m er sensibler
als die der CD.
Ist Q ualitätsverfall bei S challplatten
also lediglich ein H irn g esp in st perfek-
tionistischer K unden, die standardisierte
N orm en der CD (inklusive 100 Prozent
K nisterfreiheit) als M aß stab nehm en?
O d er allein ein T ran sp o rtp ro b lem ? In
m anchen Fällen kann das natürlich so sein.
Allerdings gerät m an durchaus ins G rü-
beln, w enn m an sich den kom plexen P ro-
duktionsprozess m it traditioneller Tech-
nik vergegenwärtigt inklusive der teilweise
problem atischen „Technikfrage“ - und das
bei gleichzeitig wieder stärkerer Nachfrage
nach dem „schwarzen Gold“, die befriedigt
w erden m öchte.
A n d re a s K u n z
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